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Heller Dampf steigt in eleganten Bewegungen aus der tiefschwarzen Flüssigkeit auf, als er plötzlich für einen Bruchteil einer Sekunde von einem grellen Licht durchschnitten wird. Klick. Die Frau, die eben dabei war den frisch aufgebrühten Kaffee genüsslich an ihre Lippen zu führen hielt inne, schob, die Kaffeetasse noch in der Hand, ihre überdimensionale schwarze Sonnenbrille mit polierten Rahmen (wie es in den Achtzigern so Mode war) auf ihre runde Stirn und drehte den Kopf ruckartig in Richtung Lichtblitz. 

Sie: "Haben Sie mich etwa fotografiert?"

Er: "Ja."

Sie: "Warum?"

Schneidende Stille. Auf diese Frage hin begann ein Blickduell zwischen den beiden, dass selbst Sergio Leone in einem seiner Western nicht besser hätte inszenieren können. Der Sekundenzeiger in der Wanduhr blieb wie paralysiert stehen. Als hätte jemand im Diner Raum und Zeit angehalten hielten die neben ihr sitzende Freundin der Frau, die junge Kellnerin mit zurückgebundenem Haar, welche dabei war ihren Kaugummi im fünf-Minutentakt zu wechseln und der Koch inne. Nur die Mayonnaise schien unbeeindruckt von diesem Szenario und tropfte aus dem Clubsandwich der Freundin, die mit offenem Mund dasaß, weiterhin auf ihren Schoß.

Sie standen sich nun in der Wüste gegenüber, der Soundtrack von Ennio Morricone in "The Good, the Bad and the Ugly" spielt sich in seinem Kopf ab, als er zu seiner Antwort ausholt, wie ein Cowboy, der seinen Revolver zückt.

Er: "Weil ich Fotograf bin."

Die Bleikugel mit eingraviertem Herz fliegt über die gesamte Länge des Tresens und dringt langsam durch das Herz der Frau.

Tick Tack.

Die Freundin nimmt das Kauen des Sandwichs wieder auf, die Kellnerin schiebt sich einen frischen rosa Kaugummi in den Mund und der Koch bereitet das zweite Sandwich weiter vor. 

Ihr Atem stockt, den Blick noch geradeaus gerichtet, lässt die Frau die Kaffeetasse fallen.

Ein dunkler, immer größer werdender Fleck macht sich auf der pastellgelben Bluse bemerkbar.